Gentiana lutea L. zeigt mit Bitterstoffen das Potenzial für zahlreiche Anwendungen
Bei der Wahl zur Arzneipflanze des Jahres 2022 hat der gelbe Enzian den Sieg errungen und ist somit der Nachfolger der Mariendistel geworden. Gekürt wird die Pflanze vom Verein Herbal Medicinal Products Platform Austria (HMPPA) und deren Expertinnen und Experten aus österreichischen Universitäten. Die Auszüge der Wurzel der bekannten Alpenpflanze Gentiana lutea L. werden demnach traditionelle zur Unterstützung der Verdauungsfunktion und zur Appetitanregung verwendet.
Verantwortlich für die Wirkung sind stark bitter schmeckenden Pflanzenstoffe, die an spezifischen Bitterstoffrezeptoren binden und reflektorisch die Speichel- und Magensaftsekretion anregen, hieß es in einer Aussendung der HMPPA am Mittwoch. Neuere Untersuchungen würden zudem zeigen, dass Enzian-Extrakte und deren Inhaltstoffe entzündungshemmende, lipidsenkende und anti-atherosklerotische Wirkungen aufweisen, aber auch zu einer Stimulation des Nervenwachstums führen würden.
Aus Sicht der HMPPA ergibt dies Potenzial für zukünftige Anwendungen, wobei die genannten Effekte jedoch noch in klinischen Studien am Menschen bestätigt werden müssten. Die Enzian-Bitterstoffe zeigen ihre Wirkung jedenfalls auch auf der Haut, wo sie für die Bildung von Schutzproteinen und Lipiden sorgen, und damit die Ausbildung einer intakten Hautbarriere – die könnte die Verwendung des gelben Enzians für die Wundheilung erklären, berichtet der Verein. Auch hier wird auf neue Studien verwiesen, die eine entzündungshemmende Wirkung von äußerlich angewendetem Enzianextrakt an der Haut und bei Neurodermitis zeigen.
Das Ende 2006 gegründete Netzwerk HMPPA ist ein Verein, der eigenen Angaben zufolge die Entwicklung von pflanzlichen Arzneistoffen vorantreiben und „gemeinsam mit Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft die gewonnenen Erkenntnisse zugunsten von Patientinnen und Patienten nach modernsten wissenschaftlichen Standards“ umsetzen will.
Quelle : Salzburger Nachrichten vom 26/01/2022